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Nach Jahrhunderten die Kirchenfassade komplettiert

David Thieme enthüllt Matin Luther, eine der drei Stifterfiguren. Pfarrer Thomas Eisner verfolgt das Ganze. Vor der Fassadensanierung waren die Konsolen an der Südseite der Schmöllner Kirche leer. Foto: Ulrike Grötsch.
David Thieme enthüllt Matin Luther, eine der drei Stifterfiguren. Pfarrer Thomas Eisner verfolgt das Ganze. Vor der Fassadensanierung waren die Konsolen an der Südseite der Schmöllner Kirche leer. Foto: Ulrike Grötsch.
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Bildhauer Christian Späte fertigt drei Figuren aus Sandstein für die bis dato leeren Konsolen auf der Südseite von Sankt Nicolai

Von Ulrike Grötsch

Schmölln. Am Sonntagnachmittag, dem 24. September, erfolgte die feierliche Enthüllung der beiden noch fehlenden Stifterfiguren an der Südseite der Schmöllner Stadtkirche Sankt Nicolai.

Als im Jahr 2017 der erste Bauabschnitt der Fassadensanierung Formen annahm, da sah man plötzlich: hier fehlt doch etwas. Drei leere Konsolen, fein herausgeputzt wie die ganze Südseite, zogen die Blicke auf sich. Ob dort jemals etwas stand, niemand weiß es zu sagen. Es ist nicht überliefert, ob vor dem großen Stadtbrand dort Figuren standen oder nicht. Steinmetzmeister und Bildhauer Christian Späte sagte damals spontan zu, eine dieser Figuren anzufertigen und zu spenden. Damit war der Weg geebnet, die leeren Konsolen mit neuen Figuren zu beleben. Der Vorstand des Kirchbauvereins und der Gemeindekirchenrat entschieden sich, für Sankt Nikolaus, Martin Luther und Ernst Otto, berichtet Superintendent im Ruhestand Werner Blum am Sonntag und gab einige Erläuterungen dazu.

Sankt Nikolaus, die erste Figur, kommt man aus Richtung Markt, lebte um 350 und war Stadtbischof von Myra, das liegt in der heutigen Türkei. Der Legende nach half er vielen Menschen, die sich in schwierigen Lebenslagen befanden. Er wurde Schutzheiliger der unschuldig Angeklagten, der Schüler und Kinder. Einer verarmten Familie ließ er Geldgeschenke zukommen und bewahrte die drei Töchter vor der Prostitution, erzählt Werner Blum. Er half, wo er nur konnte. Die Schmöllner Stadtkirche trägt seinen Namen, also entschied man sich als erste Figur für die Konsole für den Nikolaus. Bis heute gibt es am 6. Dezember, seinem Namenstag kleine Geschenke und eine wichtige Erinnerung an einen Menschen mit Herz. Er schaut schon geraume Zeit auf die Passanten. Verhüllt bis zum Sonntag, waren die beiden bis zum Sommer noch fehlenden Figuren, die ebenfalls Christian Späte anfertigte und der es sich nicht nehmen ließ, zur Einweihung anwesend zu sein. Eine davon spendete ein Ehepaar, die andere der Kirchbauverein. Den bereits zu sehenden Nikolaus spendete der Bildhauer und er überreichte das Modell des Nikolaus am Sonntag an den Vorsitzenden des Kirchbauvereins, Jörg Milde, nach der Veranstaltung. So kann man sich künftig die Figur in der Kirche aus nächster Nähe ansehen.

David Thieme enthüllt Matin Luther, eine der drei Stifterfiguren. Pfarrer Thomas Eisner verfolgt das Ganze. Vor der Fassadensanierung waren die Konsolen an der Südseite der Schmöllner Kirche leer. Foto: Ulrike Grötsch.
David Thieme enthüllt Matin Luther, eine der drei Stifterfiguren. Pfarrer Thomas Eisner verfolgt das Ganze. Vor der Fassadensanierung waren die Konsolen an der Südseite der Schmöllner Kirche leer. Foto: Ulrike Grötsch.

Auf der mittleren Konsole steht Martin Luther, Pfarrer und Doktor der Theologie. Ihm wurde nach intensivem Bibelstudium klar, dass vieles in der Kirche mit der Heiligen Schrift nicht zu vereinbaren war. Besonders der Ablasshandel mit dem Werbeslogan: Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt, so Werner Blum. Mit seiner Bibelübersetzung erneuerte er zugleich die deutsche Sprache und er wurde zum genialen Wortschöpfer.

Am 19. Dezember 1522 reiste Martin Luther zu seinem Freund und Mitarbeiter Georg Spalatin nach Altenburg. Ob er dabei die Fluren von Schmölln gestreift hat, ist nicht nachweisbar. Die Stadtkirche war damals 23 Jahr jung, da sie 1499 eingeweiht worden war. Von Luther stammt der Satz: „Die Welt ist voll alltäglicher Wunder!“ Das stimmt, so Werner Blum, denn genau das haben wir während der Zeit der Außensanierung auf vielfältige Weise erfahren.

Ernst Otto steht nun auf der dritten Konsole. Er wurde am 12. September 1891 in Schmölln geboren und starb am 17. Februar 1941 in Hohe Grete im Siegerland. Er erlebte die Barbarei des Ersten Weltkriegs. 1920 wurde er Pfarrer an der Brüderkirche in Altenburg und 1927 nach Eisenach berufen. Dort übernahm er die Schriftleitung der Kirchenzeitung Glaube & Heimat und war ab 1932 Stadtpfarrer in Eisenach. Als bibelfester Theologe, erzählt Werner Blum, erkannte er alsbald die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten. Er widersprach den Nazis und seiner darin verstrickten Kirchenleitung, verfasste Andachtsbücher und viele Schriften. So schrieb er: „Wo Volk, Staat, Rasse, Führer oder was es sonst sei, als letzte Instanz gesetzt werden, beginnt die Verachtung und damit die Selbstzerstörung.“ 1936 ordinierte Ernst Otto fünf Vikare zu ihrem Pfarrdienst. Daraufhin wurde er in den Wartstand versetzt und durfte in Thüringen nicht mehr als Pfarrer tätig sein. Seit dieser Zeit , führte der Redner aus, gilt er als Notbischof der Thüringer Kirche. Das ehrende Gedenken in seiner Geburts- und Heimatstadt durch die Ernst-Otto-Gasse und die dritte Stifterfigur ist ein würdiges Zeichen des Nichtvergessens und der steten Mahnung so der Superintendent im Ruhestand. Für den Bildhauer war dieses Figur eine besondere Herausforderung, gibt es doch nur ein Foto von dem Schmöllner Theologen.

Das Versöhnungskreuz auf der Nordseite der Kirche, am Eingang zur Sakristei, beendet den Leerstand. Das geschmiedete Nagelkreuz weist auf die Versöhnungstat Gottes in Jesus Christus. Das Kreuz als Marterpfahl und Zeichen des Todes wird zum Lebensbaum und Sinnbild der grenzenlosen Liebe Gottes, erklärt Werner Blum beim Rundgang. Versöhnung heißt: Wir sind befreit von den Lasen vergangener Tage und dürfen unser Leben trotz Fehler glaubensheiter und hoffnungsfroh führen. Der Dienst der Versöhnung ist unsere Aufgabe. Für das Heil der Welt, in der sich Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ausbreiten, ist Versöhnung eine schöne und tragfähige Grundlage, denn sie schafft Raum für Freund und Feind, erklärt er.

Erläuterungen zu den Figuren und zum Versöhnungskreuz lässt der Kirchbauverein noch auf jeweils einem Pult an der Süd- und Nordseite anbringen. Das soll zum Stadtkirchenfest vom 20. Bis 22. Oktober fertig sein Über einen QR-Code kann man dann Informationen zu den Figuren und dem Nagelkreuz erhalten.

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