Mit einer Andacht in der Schmöllner Stadtkirche wurde die Beendigung des 3. Bauabschnittes begangen
Von Ulrike Grötsch – Fotos & Text
Schmölln. Die Fertigstellung des 3. Bauabschnittes der Außensanierung der Schmöllner Stadtkirche „Sankt Nicolai“ wurde am Freitag, dem 13. Mai 2022, mit einer Andacht und Fürbitte und einer anschließenden Verköstigung der am Bau Beteiligten, Anwohner und weiterer Gäste, darunter Bürgermeister Sven Schrade (SPD) und Mitgliedern des Schmöllner Stadtrates begangen. Die Sanierung des Chores, dem 3. Bauabschnitt, war mit circa 787.000 Euro veranschlagt, die bisher größte Summe. Wie in jedem Bauabschnitt, gab es auch hier Überraschungen. So musste das Dach des Chores am östlichen Ende des Kirchenschiffs neu mit Schiefer eingedeckt werden.
„Es ist den Mitgliedern des Kirchbauvereins und des Gemeindekirchenrates eine große Freude, dass nun auch der 3. Bauabschnitt an unserer Stadtkirche St. Nicolai zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen ist und die Gewerke außerordentlich gute Arbeit geleistet haben. Mit dem Abschluss des 3. Bauabschnittes ist das Äußere des gesamten Kirchenschiffes nun saniert“, begann Pfarrer Thomas Eisner die Andacht. Er hatte für die Predigt den Bibelvers für den Monat Mai ausgewählt. Im 3. Johannesbrief heißt es:
„Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.“
Was hier für Wünsche in dem sehr persönlich gehaltenen Brief der Schreiber an den Gemeindeleiter richtet, nämlich Wohlergehen und Gesundheit, hätte so mancher gar nicht erwartet. Aber nicht erst in unserer Zeit sind Wohlergehen und Gesundheit ganz entscheidend für unser persönliches Befinden und spielen bei den Wünschen zu Geburtstagen und Jubiläen eine entscheidende Rolle.
„Nun feiern wir kein Jubiläum. Und dennoch passt der Bibelvers sehr gut zu unserem Anlass des Bauhebens“, merkte der Pfarrer an. „Wer wünscht sich von uns Wohlergehen und Gesundheit? Ich denke, ich habe hier die Zustimmung aller auf meiner Seite. Und dass der Schreiber Wohlergehen zuerst genannt hat, unterstreicht auch, Wohlergehen meint mehr als Gesundheit. Da gehören meine Familie, die Arbeit, die Nachbarschaft und der Freundeskreis mit dazu.“
„Mit den jetzt durchgeführten umfangreichen Sanierungsarbeiten kann unsere Stadtkirche so ertüchtigt werden, wie das bei den wichtigen und dringend notwendigen Arbeiten in den vergangenen Jahrzehnten nicht möglich war.
Von daher sind wir den Stadträten und unserem Bürgermeister Herrn Schrade sehr dankbar, dass sie das Vorhaben in das Städtebauförderprogramm aufgenommen haben. Ohne diese finanzielle Förderung, hätten wir diese umfangreiche Sanierung nicht durchführen können. Und wir haben es im vergangenen Jahr bei den Sanierungsarbeiten zum 4. Bauabschnitt am Kirchturm erlebt, wie groß die Schäden in den 250 Jahren an dem neu aufgemauerten Turmoktogon waren. Hier war dringender Handlungsbedarf erforderlich und wir sind als Kirchgemeinde dankbar, dass diese bisher nicht erkannten Schäden jetzt behoben werden können“, so Thomas Eisner.
Immer wieder wird bei so einem großem Kirchenbauvorhaben nicht nur von Außenstehenden, sondern auch von Kirchenmitgliedern selbst die Frage gestellt, warum gebt ihr so viel Geld dafür aus? Das Geld könnte dringender für anderes und Wichtigeres verwendet werden.
„Ich sage auf solche Anfragen, es ist jedem freigestellt, für sein Anliegen einen Verein zu gründen und Spenden zu sammeln. Wir im Kirchbauverein und in unserem Gemeindekirchenrat erleben eine große Unterstützung für unser Vorhaben. Über 260 Spender haben bisher die Arbeit des Kirchbauvereins finanziell unterstützt. Es besteht in Schmölln kirchgemeindeübergreifend ein großes Interesse am Fortgang der Arbeiten und an der Fertigstellung dieses wichtigen Bauvorhabens für unsere Stadt. Das sich hier so viele nicht nur finanziell, sondern mit ihrer Zeit und ihren besonderen Begabungen einbringen, hat ganz entscheidend auch damit zu tun, dass unsere Stadtkirche Sankt Nicolai für viele ein ganz besonders wichtiger und persönlicher Ort ist, ein Raum, wo meine Seele und mein Körper zur Ruhe kommen können, Kraft tanken und Vergewisserung erfahren. In diesem Raum erfahre ich Gemeinschaft mit Gleichgesinnten und das tut mir einfach gut. Das ist es mir wert, meine Kraft, meine Zeit und mein Geld dafür einzusetzen, dass die Stadtkirche inmitten unserer schönen Stadt Schmölln auch weiterhin stadtbildprägend und einladend bleibt, damit auch meine Kinder und Enkel diese gute Erfahrung für ihren Körper und ihre Seele machen können“, fuhr der Pfarrer fort.
Thomas Eisner dankte, dass alle Arbeiten bisher ohne Unfall und Gefahr ausgeführt werden konnten und alle Fördermittelgeber – vom Kirchenkreis, der Landeskirche, der Stiftung KiBa, der Stadt, dem Landesverwaltungsamt, dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, der Stiftung der Vereinigten Kirchen- und Klosterkammer in Erfurt – für die bisherigen Arbeiten ihre Unterstützung gewährt haben und das über diesen langen Zeitraum mit so großer Treue.
Einen besonderen Dank sprach er allen Engagierten des Kirchbauvereins unter Leitung des Vorsitzenden Dr. Jörg Milde aus. Trotz aller Einschränkungen durch die Corona-Pandemie war stets ein großer Einsatz vorhanden, das Vorhaben zu einem guten Ende zu führen, schätze Thomas Eisner ein.
Drei Viertel des Weges sind geschafft, sagte danach der Vorsitzende des Kirchbauvereins, Dr. Jörg Milde, der sich bei allen Unterstützern bedankte. Er nahm aus den Händen der Leiterin der Servicebank der VR-Bank, Sandra Bachmann, einen Scheck über 3000 Euro für die weitere Sanierung voller Freude entgegen. Benno Benndorf sorgte mit seinem Orgelspiel für die musikalische Untermalung der Andacht.
Bevor es in den Kirchgarten ging, schauten sich die Teilnehmer an der Nordseite der Kirche die nun fertiggestellte Stifterfigur, den Heiligen Nikolaus, an, dem Namensgeber der Kirche. Vor einigen Jahren hatte Bildhauer und Steinmetz Christian Späte zum Nikolaustag ein Modell der Figur übergeben. Zur Beendigung des 3. Bauabschnittes steht diese Figur, nun von ihm filigran in roten Stein gehauen, auf dem ersten der drei bislang leeren Sockel an der Nordseite. Am sanierten Kirchenschiff vorbei, um das dank des Bauhofes nun auch frisches Gras sprießt, wurden im Anschluss im Kirchgarten beim Rostbratwurstessen interessante Gespräche geführt, bei denen die Architekten Thomas Grützner und Thomas Pfeil viele Fragen beantworten mussten.