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Geisterhaftes an Sankt Nicolai

Die verhüllten Stifterfiguren an der Stadtkirche in Schmölln. Foto: Ulrike Grötsch
Die verhüllten Stifterfiguren an der Stadtkirche in Schmölln. Foto: Ulrike Grötsch
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Seit einigen Tagen stehen zwei verhüllte Skulpturen auf den beiden bis dato leeren Konsolen an der Südseite. Keine Angst, es spukt nicht.

Von Ulrike Grötsch

Schmölln. Seit einigen Tagen schauen die Schmöllner etwas irritiert auf die Südseite der Schmöller Stadtkirche Sankt Nicolai und machen sich so ihre Gedanken. Dabei haben die Einwohner an dieser Stelle vor allem in den Wintermonaten schon viel erlebt, hatten es sich doch auf den Bäumen über Jahrzehnte Waldohreulen gemütlich gemacht. Auch das war manchmal in der Abenddämmerung etwas gruselig. Leider sind sie in den vergangenen Jahren nicht mehr gesichtet worden Doch momentan scheint es eher etwas Mystisches zu sein, was die Gemüter erregt. Könnte es etwa spuken? Und hängt das mit den Sanierungsarbeiten zusammen?

Die verhüllten Stifterfiguren an der Stadtkirche in Schmölln. Foto: Ulrike Grötsch
Die verhüllten Stifterfiguren an der Stadtkirche in Schmölln. Foto: Ulrike Grötsch

Offensichtlich haben sich dort zwei Geister eingenistet, die das Tageslicht nicht scheuen und ungeachtet des Autoverkehrs und der Passanten auf den bis dato noch zwei freien Konsolen auf die Vorbeigehenden und -fahrenden schauen. Gespenstisch, zwei Figuren unter Tüchern verhüllt, unverkennbar Geistern ähnlich, blicken auf die Gößnitzer Straße hinab. Keine Angst, nichts mit Spuk oder gar Lug und Trug. Hier wurde etwas angebracht, was in absehbarer Zeit noch feierlich enthüllt werden soll und deshalb die Tücher über den Skulpturen.

Die Stadtkirche als ein durchaus imposantes Gebäude, die Ansicht des Marktes prägend, erfuhr durch die Jahrhunderte vielfache Veränderungen. 1499 eingeweiht, war der Stadtbrand 1772 wohl das einschneidende Ereignis überhaupt. Als Jahrhundert später, die Außensanierung der Südfassade 2017 fertiggestellt worden war, wurde es augenscheinlich. Drei leere Konsolen zierten die Außenfassade. Ursprünglich, also vor über 500 Jahren müssen da einmal Stifterfiguren gethront haben. Da fehlt doch was! Die leeren Sandsteinkonsolen sind ein deutlicher Hinweis, darauf, dass da einst etwas gestanden haben muss. Wahrscheinlich wurden die Figuren beim Stadtbrand zerstört, mutmaßt man in Kirchenkreisen. Der Kirchbauverein hat es sich, dank des Engagements ihrs Mitstreiters, Superintendent im Ruhestand Werner Blum, auf die Fahnen geschrieben, diese Konsolen mit Stifterfiguren wieder zu besetzen. Eine davon, Sankt Nicolai, der Namenspatron der Schmöllner Stadtkirche, steht bereits auf der ersten Konsole, vom Markt her gesehen.

Die Firma Christian Späte aus Meuselwitz, die maßgeblich an der mehrjährigen Außensanierung der Stadtkirche mitwirkt, hat die Aufgabe übernommen, alle drei Stifterfiguren anzufertigen. Neben dem Namenspatron sollten, so Kirchbauverein und Gemeindekirchenrat übereinstimmend, Reformator Martin Luther und Pfarrer Ernst Otto die beiden noch leeren Konsolen zieren. Ernst Otto, in Schmölln geboren, verrichtete in der Nazizeit als Notbischof und entschiedener Gegner des Nationalsozialismus seinen Dienst.

Mit den drei Stifterfiguren, die bereits seit Gründung des Kirchbauvereins ins Auge gefasst wurden, und die nun, kurz vor Beendigung der Sanierungsmaßnahmen, die für den Herbst dieses Jahres avisiert sind, wird das Sahnehäubchen, wie es Superintendent im Ruhestand Werner Blum gern zu sagen pflegt, auf die millionenschwere Fassadensanierung seit 2017 gesetzt. Nun sind die zwei bis dato noch fehlenden Figuren von Steinmetz und Bildhauer Christian Späte fertiggestellt und schon einmal auf ihren Platz gebracht worden. Es hat also alles seine Richtigkeit mit den Gespenstern ähnelnden Figuren. Und Gespenster waren die drei Personen, der Bischof von Myra, Martin Luther und Bischof Ernst Otto in der jeweiligen Zeit für damalige Obrigkeiten absolut. Waren streitbare Geister. Insofern sind die Verhüllungen gar nicht so abwegig.

Mit den geisterhaften Skulpturen an der Südfassade schaut man in den nächsten Tagen bestimmt noch öfter auf die so wundervoll restaurierte Südfassade und ist in gespannter Vorfreude, wie die Fassade ohne Umhüllung von Luther und Otto wohl aussehen wird. Schaut man den schon stehenden Bischof von Myra an, ist man Wohlgemutes. Und außerdem ist die Sanierung damit weiter im Gespräch. Das ist ganz im Sinne des Kirchbauvereins, der noch immer Spenden einwirbt, damit eine barrierearme Toilette in die Kirche eingebaut werden kann und so einen langen Wunsch des leider verstorbenen Altbürgermeisters Herbert Köhler erfüllen möchte.

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