Damit Kinder sicher und gesund aufwachsen können.
Altenburg.
Kinder haben das Recht, sicher und gesund aufzuwachsen. Um dieses Recht zu schützen, engagiert sich im Landkreis Altenburger Land das Netzwerk Kinderschutz und Frühe Hilfen. In diesen Tagen begeht es sein 10-jähriges Bestehen. Grund, mit Antonia Kittel, Leiterin des Fachdienstes Jugendarbeit und Kindertagesbetreuung, und Susann Voigt, Teamleiterin Kinder- schutz und Frühe Hilfen, über die Angebote des Netzwerkes zu sprechen.

Das genau verbirgt sich hinter dem Netzwerk Kinderschutz und Frühe Hilfen und worauf zielt es ab?
A. Kittel: Das Netzwerk Kinderschutz und Frühe Hilfen ist ein Zusammenschluss von Fachleuten, die Unterstützung leisten, damit jedes Kind sicher und gesund aufwachsen kann. Zu unseren Netzwerkpartnern zählen Kitas, Schulen, Hebammen, Frühförderung, Vereine, die Schuldner- und Erziehungsberatung sowie Kinderärzte, Gynäkologen und Therapeuten, um nur einige Beispiele zu nennen – also all jene, die in irgendeiner Form mit dem Thema Kinder und Familie befasst sind. Allen zusammen geht es darum, Kinder, Eltern und Fachkräfte zu stärken. Die Netzwerkpartner treffen sich regelmäßig zum Informationsaustausch, arbeiten an gemeinsamen Standards und stimmen sich untereinander ab, damit die Ressourcen der einzelnen Akteure ihre optimale Wirkung entfalten können.
Bleiben wir zunächst bei den Frühen Hilfen. Wer kann sie in Anspruch nehmen und welche Angebote gibt es im Altenburger Land?
S. Voigt: Die Frühen Hilfen sind niederschwellige präventive Angebote für Schwangere und für Eltern mit Kindern bis zu einem Alter von drei Jahren. Wenn ein Kind geboren wird, stehen Eltern vor großen Herausforderungen und emotionalen Veränderungen, manchen fällt es leicht, schnell in der neuen Lebensphase anzukommen, anderen schwerer. Uns geht es darum, junge Familien frühzeitig zu beraten, zu unterstützen und zu stärken, um jedem Kind eine gesunde Entwicklung und ein gewaltfreies Aufwachsen zu ermöglichen. Die Angebote sind kostenlos und sehr vielschichtig: Stillgruppen, Krabbelgruppen, Eltern- Kind-Kurse, Familienhebammenbesuche, Breikurse, mobile Gesund- heitssprechstunde, Beratung zu Erziehungsfragen, Hausbesuche der Innova-Präventionsfachkräfte und vieles mehr. Eltern müssen dafür auch keinen Antrag stellen, sondern den Bedarf bei uns einfach nur signalisieren. Und es ist immer alles freiwillig.
Was verbirgt sich hinter der mobilen Gesundheitssprechstunde?
S. Voigt: Unserem Netzwerk gehört eine Kinderkrankenschwester an, die bei Bedarf direkt zu den Familien nach Hause kommt. Sie bietet alltagspraktische Tipps zu Fragen der Kindergesundheit, Kinderpflege sowie zu den Themen Schreien, Füttern und Schlafen. Gemeinsam wird erarbeitet, was das Kind benötigt und welche Lösungen für die Familie am besten umzusetzen sind. Weitere Schwerpunkte umfassen die allgemeine Entwicklung sowie die Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen, insbesondere bei Frühgeborenen und bei chronisch kranken Kindern. Das Angebot ersetzt natürlich keinen Kinderarzt, sondern ist als präventive Gesundheitsförderung zu verstehen.
Wie erfahren die frisch gebackenen Eltern von diesen Angeboten?
S. Voigt: Einerseits natürlich über unsere vielen Netzwerkpartner. Zum anderen auch durch die jährlich stattfindende Informationsmesse „Rund um die Geburt“ und unsere Willkommensbesuche. Auch auf unserer Homepage www.kinderschutz-fruehehilfen.de sind alle Angebote zu finden. Grundsätzlich machen wir jeder Familie, in der ein Baby neu geboren wird, das Angebot für einen Willkommensbesuch daheim und informieren zu den Elternangeboten, die es im Landkreis gibt. Dazu überreichen wir ein kleines Geschenk und den von uns entwickelten Elternkalender mit vielen praktischen Infos und Tipps zu den ersten Lebensjahren des Kindes. In den zurückliegendes zehn Jahren haben wir ungefähr 4.300 Familien besucht. Das ist für unser Netzwerk ein schöner Erfolg.
Wie werden die Frühen Hilfen angenommen?
A. Kittel: Unsere Fachkräfte sind voll ausgelastet, die Kursangebote werden von den Eltern gut angenommen. Wir haben etwa einhundert Familien, die wir in diesem Jahr intensiver betreuen. Es fällt auf, dass die Fälle in den Jahren komplexer geworden sind, eine Familie manchmal gleichzeitig auf vielen Gebieten Unterstützung braucht, um alle Herausforderungen zu meistern.
Thema Kinderschutz – welches Ziel verfolgt das Netzwerk hierbei?
S. Voigt: Unsere Aufgabe ist es, speziell die Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten, zum Thema Kinderschutz anzuleiten, zu schulen, zu beraten und zu unterstützen. Denn: Eine Kindeswohlgefährdung oder bereits der Verdacht, dass es einem Kind an irgendeiner Stelle nicht gut geht, sei es zu Hause, bei anderen erwachsenen Personen, unter Kindern oder im Verein ist ein sehr sensibles und emotional belastendes Thema. Wir veranstalten für die Fachkräfte verschiedene Fachtage, etwa zum Thema Interaktion von Mutter und Kind, zum Thema Medienkonsum, zum Thema Datenschutz oder zum Thema Kinder von psychisch kranken Eltern, um ein paar Beispiele zu nennen. Wir haben in den vergangenen Jahren in jeder Kita eine Person zur Kinderschutzfachkraft ausgebildet, die bei einem Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung sofort weiß, was zu tun ist. Und wir setzen seit vielen Jahren erfolgreich unseren Kinderschutzparcours um.
Worum genau geht es beim Kinderschutzparcours?
A. Kittel: Das Projekt Kinderschutzparcours führen wir seit 2018 erfolgreich in den Grundschulen des Landkreises durch. Im Rahmen eines Projekttages durchlaufen die Kinder der dritten Klassen verschiedene Stationen, in denen sie sich mit Fragen beschäftigen wie: Welche Rechte habe ich? Was stärkt mich? Welche Gefühle kenne ich? Welches Geheimnis sollte ich nicht für mich behalten? Was ist Gewalt und wo hole ich Hilfe, wenn ich nicht mehr weiterweiß? Durch dieses Projekt sollen sich die Kinder bewusst und altersgerecht mit dem Thema Kinderschutz auseinandersetzen. Wir wollen die Kinder stärken, die eigenen Gefühle ernst zu nehmen, wenn nötig NEIN zu sagen und Hilfe zu holen.
Kontakt: Landratsamt Altenburger Land, Kinderschutz und Frühe Hilfen, Dostojewskistraße 14 (Haus 1), Altenburg. Ansprechpartnerin: Susann Voigt, Rufnummer: 03447 586 540.
Pressemitteilung – Landratsamt Altenburger Land